Die 5G-Verschwörung

Immer das gleiche Bild: Ausgerechnet der Mensch als vermeintlich am weitesten entwickeltes Lebewesen zerstört die natürliche Existenzgrundlage der Erde. Seine Unkrautvernichter killen Milliarden von Insekten, seine Gier schreckt nicht einmal vor dem Raub des Sandes an den Tourismusstränden dieser Welt zurück, und seine neuen Technologien töten.

Tatort Den Haag im November 2018: Große Schwärme an Zugvögeln haben sich in einem Park versammelt, um die große Reise nach Süden anzutreten. Plötzlich liegen hunderte tot am Boden, die Ursache scheint klar: ein missglücktes Experiment mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G. „Die Tiere starben alle an Herzversagen, obwohl sie körperlich gesund waren. Es gab keine Anzeichen für eine Erkrankung, keinen Virus, keine bakterielle Infektion, gesundes Blut, keinen Hinweis auf Vergiftung usw. Die einzig vernünftige Erklärung, die übrigbleibt, war die Einwirkung von Mikrowellen. Denn diese HABEN bekanntermaßen eine Wirkung der Vogelherzen!“, schreibt die Internetseite connectiv.events (wörtlich).

Bildergebnis für Vogelsterben den HaagWeltbevölkerung „reduzieren“

Warum die tödliche Wirkung von „Mikrowellen“ nicht längst weltweit diskutiert wird? „Offenbar soll das nicht bekannt werden und hinter 5G stehen milliardenschwere, wirtschaftliche Interessen“, vermutet die Website. Beim Test eines neu errichteten Funkturms auf einem Gebäude in der Nähe des Parks seien die Vögel „massenhaft von den Bäumen gefallen“. Doch dies sei erst der Anfang, schwurbeln die (nicht genannten) Autoren (auch wörtlich zitiert) weiter: „So etwas ist natürlich auch Öl ins Feuer derer, die hier einen Zusammenhang sehen mit der ‚UN-Agenda 21‘ und der Forferung auf den Georgia Guidestones überein, wo offen eine Reduktion der Weltbevölkerung auf 500 Millionen Menschen propagiert wird. Wie genau die ‚überflüssigen‘ 6,6 Milliarden Menschen ‚reduziert‘ (getötet?) werden sollen, steht nicht in der Agenda 21.“

Offizielles Dementi: Keine 5G-Tests

Der vermeintliche hundertfache Vogelmord erregte auch die Aufmerksamkeit der Faktenchecker von Mimikama. Sie recherchierten, dass die Vögel keineswegs plötzlich vom Himmel gefallen sind, sondern in einem Zeitraum von zwei Wochen jeweils morgens unter ihren Schlafbäumen gefunden wurden. Auf Anfrage erklärte die offizielle niederländische „Radiocommunications Agency“, dass es im fraglichen Zeitraum keinerlei 5G-Tests in der Umgebung des Todesparks gegeben habe.

Todesursache Eibebeeren

Das endgültige Aus für die alternativen Vogelfakten von connectiv.events und anderen Weltverschwörungsmedien kam allerdings etwas später von der Universität von Wageningen: Erste Untersuchungsergebnisse an 30 Vögeln ergaben, dass sie an giftigen Bestandteilen der Eibebeeren verendet sind. Alle untersuchten Vögel hatten Rückstände des Giftes in der Leber. Normalerweise fressen die Vögel nur die Beeren und nicht die für sie giftigen Kerne und Blätter.

Falscher Alarm

Auch die im heurigen Februar befürchtete Verseuchung der Nordsee durch über Bord gegangene Giftcontainer erwies sich als falsch. 20.000 tote Trottellummen wurden an den Küsten der Niederlande angeschwemmt, sofort war ein havariertes Containerschiff als Ursache ausgemacht, das Anfang Januar 345 Container in der Nordsee verloren hatte. Ersten Untersuchungen nach sind die vorwiegend jungen Tiere allerdings verhungert.

Immer wieder werden Stromleitungen und Mobilfunkeinrichtung aufgrund der von ihnen ausgehenden Magnetfelder für Veränderungen in Flora und Fauna verantwortlich gemacht. Konkrete Zusammenhänge konnten allerdings wissenschaftlich bisher nicht bestätigt werden. Eines ist sicher: Mit Funk alleine wird die angeblich angestrebte Reduktion der Weltbevölkerung also nicht funktionieren.

 

Infobox: 5G

5G ist die kommende Generation drahtloser Breitbandtechnologie. Die Technologie bietet im Vergleich zum jetzigen 4G eine höhere Geschwindigkeit und bessere Abdeckung. Die in Europa geplanten Frequenzen sind 3400-3800 MHz und 24.25-27.5 GHz sowie 31.8-33.4 GHz. (mimikama)